Freitag, 26.09. 2014
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Ernährungsbildung – in die Zukunft gedacht

DGE-Fachgruppe fordert bundesweit verbindliche Ziel- perspektiven einer modernen Ernährungsbildung
Die steigenden Zahlen bei gestörtem Essverhalten, anderen ernährungsmitbedingten Krankheiten sowie der alltägliche Umgang mit Lebensmitteln und Ernährungsempfehlungen machen die gesellschaftliche Bedeutung von Ernährungsbildung deutlich: Im Überfluss der Wohlstandsgesellschaft, in der wir mit der Herausforderung leben, aus einer großen Vielfalt wählen zu können, scheint die Souveränität der Verbraucher zu schwinden und ihre Ratlosigkeit anzusteigen. „Der „moderne“ essende Mensch braucht Hilfe und Unterstützung bei seinen täglichen Kauf- und Verzehrentscheidungen“ sagt Prof. Dr. Ines Heindl, Institut für Ernährungs- und Verbraucherbildung, Europa-Universität Flensburg, auf der Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). „Um den Menschen diese Alltagskompetenzen zu vermitteln, muss Ernährungsbildung in Kindertagesstätten, Schulen und Erwachsenenbildung stärker verankert werden.“ führt sie aus. Heindl leitet gemeinsam mit Prof. Dr. Christel Rademacher, Hochschule Niederrhein, die Tagung „Ernährungsbildung – in die Zukunft gedacht“ am 24. und 25. September 2014 in Bonn. Im Namen der DGE-Fachgruppe Ernährungsbildung fordern beide, dass Maßnahmen der Ernährungsbildung aus der Projektphase in die Umsetzung und Verstetigung übergehen müssen. Nur so könne Ernährungsbildung in der Zukunft gelingen. Nach 25 Jahren der Konzept- und Programmentwicklung in der Ernährungs,- Gesundheits- und Verbraucherbildung sind die wichtigsten Strukturen für Bildungsinnovationen wie Bildungsziele und -standards, Bildungspläne und Leitlinien, Curricula und Lehrpläne geschaffen. Am Transfer und der Umsetzung dieser Entwicklungen hapert es jedoch nach wie vor. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass eine Vielzahl an Einzelinitiativen nicht zum Aufbau von nachhaltigen Strukturen führt. Dafür sind entsprechende verlässliche Rahmenbedingungen nötig. Die wissenschaftlichen Leiterinnen der Veranstaltung unterstreichen, dass sich ohne die Bildungspolitik als entscheidender Partner gesellschaftlich wirksame Veränderungen nicht umsetzen lassen.

Hintergrundinformation

Ernährungsbildung beginnt bereits vor der Geburt und begleitet uns über den Lebenslauf, beeinflusst durch das soziokulturelle Umfeld wie Familie, Kindertagesstätten und Schulen. Sie hat zum Ziel, Menschen zu befähigen, ihren Ernährungsalltag selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und genussvoll zu gestalten. Weil Ernährungsbildung wissenschaftlich abgesicherte Inhalte braucht und diese Inhalte Teil der Esskultur sein sollen, nimmt die DGE Belange der Ernährungsbildung wahr. Dafür etablierte sich in 2010 eine Fachgruppe Ernährungsbildung, die diese Thematik fachübergreifend bearbeitet. Die Arbeitstagung, die die DGE in Kooperation mit der Fachgruppe veranstaltet, greift die aktuellen Diskussionen zur Ernährungsbildung in Deutschland und Europa auf. Nach einer Standortbestimmung durch Konzepte und Programme, modellhafte Projekte und Maßnahmen richten die Experten den Blick vor allem auf Maßnahmen der Verstetigung, die sich besonders gut an den Entwicklungen in der frühkindlichen und schulischen Bildung ablesen lassen. Ein Meilenstein in der Ernährungsbildung ist die Entwicklung und Evaluierung des europäischen Kerncurriculums zur Ernährungsbildung für alle Altersstufen von vier Jahren bis zum Ende der Sekundarstufe II. Das REViS-Curriculum (Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in Schulen) mit Bildungszielen und Kompetenzbeschreibungen bietet national eine Orientierung für landes- und bundesspezifische curriculare Entwicklungen sowie angrenzende berufliche Bildungsbereiche. Auch eine qualitativ hochwertige Verpflegung in Kindertagesstätten und Schulen hat einen hohen Stellenwert für die Ausbildung von Ernährungskompetenzen und die Entwicklung eines gesundheitsfördernden Lebensstils. Seit 2007 gibt die DGE daher bundesweit den DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung und seit 2009 den für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder heraus. Sie haben Empfehlungscharakter und geben Kitas und Schulen Hilfestellung bei der Umsetzung einer gesundheitsfördernden Verpflegung in die Praxis. Unterstützung bieten auch die Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung der Bundesländer an. Weitere etablierte und sich etablierende Angebote aus der Praxis im Rahmen der IN FORM-Kampagne wie das Projekt „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“ oder IN FORM in der Gemeinschaftsverpflegung werden auf der Veranstaltung vorgestellt. Ziel der Tagung ist es, das Profil der Ernährungsbildung zu schärfen und für den notwendigen Transfer bezüglich der Bildungsorte und Lernwelten zu sensibilisieren. In einer politischen Runde versuchen Verantwortliche aus Politik, Wissenschaft und Praxis gemeinsam verbindliche Zukunftsperspektiven einer modernen Ernährungsbildung zu entwerfen. Quelle: DGE